Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – der Kampf gegen Corona ist nicht zuletzt auch eine enorme logistische Herausforderung. Am Samstag ist in Zürich ein Charterflugzeug mit 2,1 Millionen Test-Kits für das Projekt TOGETHER WE TEST gelandet. Bei der Logistik zu Lande setzt Hirslanden jedoch auf Rikschas und Muskelkraft. Das ist nicht nur ökologisch und nachhaltig, sondern auch schnell und effizient.

Der Flieger aus Katar war für 14.10 Uhr angekündigt. An Bord: 2,5 Millionen Test-Kits und Schutzbrillen. 2,1 Millionen davon sind für TOGETHER WE TEST. Am Samstag ist die Fracht mit Zwischenstopp in Katar auf schweizerischem Boden in Zürich gelandet. Für das Projektteam ein Meilenstein. «Die Lieferung des Testmaterials ist für uns unglaublich wichtig. Damit kommen wir von einer Hau-Ruck-Strategie in eine strategische Logistik», sagt Gieri Cathomas, externer Projektleiter bei TOGETHER WE TEST. Möglich wurde der Grosseinkauf durch die Kantone, die Vorauszahlungen in der Höhe von mehreren Millionen Franken geleistet haben. «Ohne Vorauszahlung läuft in China nichts», sagt Cathomas. «Die Test-Kits sind international sehr gesucht und wurden extra für uns produziert.»

Vier bis fünf Wochen soll der Vorrat reichen. Je nachdem, wie viele Schulen und Betriebe sich in nächster Zeit auf der von Hirslanden entwickelten IT-Plattform TOGETHER WE TEST registrieren. Über diese Plattform wickeln Schulen und Betriebe im Rahmen der erweiterten Teststrategie des Bundes sämtliche Prozesse des repetitiven – also wiederholten – Testens ab. Knapp 3000 Schulen und Betriebe haben sich seit Ende März auf der Plattform angemeldet (Stand Anfang Mai). Damit die Strategie des repetitiven Testens erfolgreich ist, müssten 40 Prozent der mobilen Bevölkerung Woche für Woche getestet werden. Nur so könnten Infektionsketten schnell unterbrochen werden, so Cathomas. Eine wichtige Voraussetzung für weitere Öffnungen.

Mehr als eine halbe Millionen Test-Kits wurden dafür in den letzten Wochen verschickt. Damit immer genügend Test-Kits aus dem zentralen Lager von Hirslanden in Villmergen (Aargau) verschickt werden können, arbeitet das Team von TOGETHER WE TEST sieben Tage die Woche fast rund um die Uhr, sagt Stefan Karlen. Der ehemalige CEO des Logistikriesen Panalpina ist mit an Bord des Projektteams von TOGETHER WE TEST und leitet dort aufgrund seiner hervorragenden Kontakte nach China die Logistik. Rund 150 000 Test-Kits seien derzeit auf Lager. Mit den 2,1 Millionen Test-Kits aus dem Flieger haben Karlen und sein Team Luft, den Transport der nächsten Test-Kits zu optimieren.

„Natürlich kann man auch mit der Bahn Produkte aus China in die Schweiz transportieren“, sagt Karlen. In der Automobilindustrie sei das üblich. „Das funktioniert gut und ist prinzipiell auch günstiger und nachhaltiger. Wir prüfen das genau.“ Zunächst sei es aber darum gegangen, die Test-Kits möglichst schnell nach Zürich zu bekommen. Mit dem Flieger brauche man von der Bestellung bis zur Lieferung zwei bis drei Wochen. Mit der Bahn dauert alleine der Transport in die Schweiz bis zu vier Wochen.

Die Qualitätskontrolle lässt Hirslanden über die Firma Disposan durchführen. „Disposan verfügt über Leute vor Ort und bringt eine Menge an Erfahrung mit“, sagt Karlen. Das Unternehmen mit Sitz in Schlieren (Zürich) vertreibt in der Schweiz Praxismaterial und Geräte für den medizinischen Bereich. Damit der Charterflug möglichst ausgelastet ist, haben die Firmen auch beim Transport zusammengespannt. Neben den 2,1 Millionen Test-Kits für TOGETHER WE TEST sind fast eine halbe Million Test-Kits von Disposan mit an Bord.

Ökologie und Nachhaltigkeit gewinnen auch in der Logistik immer mehr an Bedeutung. Daher setzt TOGETHER WE TEST auch auf Muskelkraft. Damit die Proben von den Betrieben und Schulen möglichst schnell in die Labore kommen, werden sie in Zürich von Fahrradkurieren und Rikschas abgeholt. „Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch effizienter als auf dem herkömmlichen Postweg. ich bin überzeugt, dass das Zukunft hat“, sagt Karlen. Für die Kurierfahrten hätten sich sogar Freiwillige gemeldet, darunter auch der ehemalige Radprofi Franco Marvulli. „Die Leute wollen was Gutes tun und einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten“, sagt Karlen. Für das Projekt Team sei das eine tolle Bestätigung.

Mit dem Charterflieger und den Rikschas hat Hirslanden im Kampf gegen die Pandemie weitere Verkehrsmittel am Start. Kreativ war Hirslanden bereits beim Thema Impfen: Auf dem Bodensee steuert mit der MS Thurgau ein Impfschiff im Auftrag von Hirslanden verschiedene Städte an. Zumindest, bis die dritte Welle soweit unter Kontrolle ist, dass die Tourismussaison starten kann.