Die Epigenetik beschäftigt sich mit einer Frage, auf welche die Wissenschaftler bis heute keine eindeutige Antwort haben: Gene oder Umwelt – was hat mehr Einfluss auf unsere Gesundheit? Erbgut ist nicht alles. Ernährung, Bewegung und Stress haben einen grossen Einfluss auf unsere Gesundheit, und schon vor der Geburt wird ein Kind durch epigenetische Mechanismen vom Lebensstil seiner Eltern geprägt. Ein guter Lebenswandel fördert nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch diejenige des ungeborenen Kindes. Mit praktisch umsetzbaren Tipps zeigen wir Ihnen, wie das geht.

Was ist Epigenetik? Epigenetik ist das Fachgebiet der Biologie, die als das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen gilt: Sie bestimmt mit, unter welchen Umständen welches Gen angeschaltet wird und wann es wieder stumm wird. Im Gegensatz zu genetischen sind epigenetische Veränderungen potenziell reversibel (also so geartet, dass der frühere Zustand wiederhergestellt werden kann) und verändern unsere DNA-Sequenz nicht.

Epigenetische Fingerabdrücke des Lebensstils können sich bis in die Enkelgeneration vererben. Das Zeitfenster vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft ist eine kritische Zeit, in welcher der Gesundheitsstatus und Lebensstil der Eltern – einschliesslich ihres Körpergewichts und ihrer Ernährung – das Risiko des ungeborenen Kindes beeinflusst, später im Leben an chronischen Krankheiten zu leiden. Zunehmende Hinweise verbinden epigenetische Mechanismen mit einer Vielzahl von Krankheiten und Störungen wie Autoimmunerkrankungen, Adipositas, Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Obwohl viele Aspekte der transgenerationalen epigenetischen Vererbung noch nicht erforscht sind, bietet die Epigenetikforschung faszinierende Einblicke in die Möglichkeiten und kann uns helfen, bessere Entscheidungen für uns selbst und unsere zukünftigen Kinder zu treffen. Gesundheit in den frühesten Jahren – beginnend mit dem Wohlbefinden der zukünftigen Eltern vor der Empfängnis – stärkt die sich entwickelnden biologischen Systeme, die es Kindern ermöglichen, zu gedeihen und zu gesunden Erwachsenen heranzuwachsen. Welche Lehren können wir also aus der Kraft der Epigenetik ziehen? Genauer gesagt, welche Gewohnheiten könnten wir befolgen, um unseren Kindern und den Kindern unserer Kinder eine bessere Chance auf ein gesundes Leben zu geben? Hier einige Tipps für vor, während und nach der Schwangerschaft.

Vor der Schwangerschaft

In der Regel sind Frauen gut beraten, schon einige Zeit vor einer geplanten Schwangerschaft weitgehend auf Tabak und Alkohol zu verzichten und Vitaminpräparate einzunehmen. Aber auch künftige Väter haben Einfluss auf die spätere Gesundheit ihrer Kinder: Rauchen und eine ungesunde Ernährung beispielsweise können epigenetische Veränderungen verursachen, die bei der Zeugung an den Nachwuchs vererbt werden können. Da ein gesunder Lebensstil nicht nur Epigenetik, sondern auch die Fruchtbarkeit unterstützt, können zukünftige Eltern viel von einer Umstellung profitieren. Nutzen Sie sechs bis drei Monate vor einer möglichen Schwangerschaft, um:

  • Ihr Körpergewicht bestmöglich an ein Normalgewicht anzunähern.
  • Ihre Gewohnheiten zu überprüfen: Rauchentwöhnung und Reduktion des Alkoholkonsums.
  • Ihre Ernährung zu verbessern: Erhöhen Sie den Verzehr von naturbelassenen Lebensmitteln wie Gemüse, Früchte, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Reduzieren Sie den Konsum von Süssigkeiten, frittierten Speisen, rotem Fleisch und hochverarbeiteten Lebensmitteln. Mehr über Ernährung vor der Schwangerschaft erfahren Sie hier: (Link https://blog.hirslanden.ch/2020/01/15/richtige-ernaehrung-wunschbaby/ )
  • Mit der Einnahme von Folsäure zu beginnen. Überprüfen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob Sie mehr Vitamine brauchen oder ob Minerale supplementiert werden sollen.

Probieren Sie die Uplyfe App als Unterstützung in diesem Umstellungsprozess.

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Während der Schwangerschaft

Der Lebensstil in der Schwangerschaft hat grossen Einfluss auf die epigenetischen Prägungen des sich entwickelnden Kindes, insbesondere Stress und Erkrankungen der Mutter, die Ernährung sowie der Konsum toxischer Substanzen wie Nikotin. Aber natürlich kann und soll der Vater bei einer Umstellung des Lebensstils immer unterstützen und mitmachen – eine gesunde Schwangerschaft ist Teamwork und gilt als Basis für ein gesundes Familienleben. Achten Sie dabei auf die folgenden Punkte:

Schwangerschaft ist keine Zeit für “Diäten”. Obwohl empfohlen wird, Übergewicht während der Schwangerschaft zu vermeiden, sollte eine zukünftige Mutter nicht in das andere Extrem geraten und sich der richtigen Ernährung berauben. Das Mass ist der Schlüssel zum Erfolg: vollwertige, gesunde, frische Ernährung ja, aber ohne extreme Kalorienreduktion oder Diäten. Wenn Schwangerschaftsübelkeit eine vollwertige Ernährung erschwert, greifen Sie lieber auf kalte Speisen zurück, lassen Sie sich von jemandem bekochen, essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten, trinken Sie oft und sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn die Übelkeit extrem wird.

Konzentrieren Sie sich auf Vollwertkost. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit vollwertigen Lebensmitteln liefert wichtige Nährstoffe, die die Entwicklung und Gesundheit Ihres Kindes fördern. Gemüse, Früchte, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, gesunde Öle, Milchprodukte, mageres Fleisch und fetthaltige Fische sollten die Basis der Ernährung sein. Wie genau können Sie den Verzehr dieser Lebensmittel bevorzugen?

  • Starten Sie den Tag mit einem vollwertigen Frühstück: Haferflocken mit frischen Früchten und Nüssen oder Samen, Vollkornbrot mit Käse und Gemüse belegt oder eine Smoothie-Bowl mit hausgemachtem Granola oder Müsli sind gute Beispiele.
  • Bevorzugen Sie selbst zubereitetes Essen gegenüber Restaurants und Kantinen. So sind Sie sicher, wie nährstoffreich Ihre Mahlzeiten sind. Seien Sie kreativ und probieren Sie neue Rezepte und Lebensmittel. Gesunde Ernährung muss nicht langweilig sein!
  • Planen Sie Ihre Mahlzeiten voraus und kaufen Sie entsprechend ein.
  • Bringen Sie beim Mittag- und Nachtessen eine Vielfalt von Gemüse und Vollkorngetreide wie Vollkornreis und Pasta, Quinoa, Hirse oder Buchweizen auf den Teller. Essen Sie neben Fleisch auch vegetarische Eiweissquellen wie Tofu und Hülsenfrüchte und fettigen Fisch wie Forelle oder Lachs.

Reduzieren Sie den Verzehr von industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln. Diese haben oft eine hohe Menge an Zucker und ungesunden Fetten. Anstelle von Chips, Keksen, Schokolade, Eis oder anderen Süssigkeiten eignen sich als Snack Nüsse, Früchte, selbstgemachte Smoothies, Energy Balls oder Nicecreams. Was zuhause herumliegt, wird auch gegessen, vor allem, wenn Gelüste oder Heisshunger aufkommen. Misten Sie daher Ihren Vorratsschrank aus – Gesundes rein, Ungesundes raus. Bereiten Sie Ihre gesunden Snacks vor, lassen Sie sich inspirieren.

REZEPT – NICECREAM

Einfache und schnelle Alternative zum Eis

Zutaten für 2 Portionen:

  • 3 sehr reife Bananen, in Stücken eingefroren, 1⁄2 Tasse Beeren, TK
  • 1 dl Kokosmilch, Joghurt oder Milch (Getreidemilch)
  • 1⁄2 TL reine Bourbon-Vanille

Anleitung

  1. Alle Zutaten in einen guten Mixer / Blender geben. Nur so lange mixen, bis die Banane und die Beeren gemixt sind, die Masse aber noch die Konsistenz von einem Eis hat.
  2. Die Nicecream kann direkt in Schüsselchen gegeben und genossen werden.

Tipp: Mit dieser Methode lassen sich viele verschiedene Geschmäcker zubereiten. Sie können statt Beeren z. B. jede andere Sorte von gefrorenen Früchten zugeben. Anstelle von Früchten eignen sich auch gut Kakaopulver oder Nussmus. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

 

Bewegung: ideal täglich. Wer physisch aktiv bleibt und mindestens 30 Minuten pro Tag zügig geht, schwimmt oder Rad fährt, tut sich und seinem Baby sehr viel Gutes. In allen Phasen der Schwangerschaft, auch am Schluss, müsste das möglich sein, ausser Ihr Arzt verordnet Ihnen etwas Gegenteiliges.

Entspannung ist auch wichtig. Geniessen Sie Ihre Schwangerschaft und entspannen Sie sich. “Slow down” ist das Motto. Nehmen Sie sich ohne Schuldgefühle ein wenig Zeit für Ihre Selbstfürsorge: Gönnen Sie sich eine Massage, eine Auszeit mit Ihrem Partner oder probieren Sie Meditation oder Schwangerschaftsyoga aus. Lassen Sie sich von Ihrem Partner, Ihrer Familie oder Freunden unterstützen. Einige Mahlzeiten vorzukochen und tiefzukühlen, ist immer eine gute Idee: z. B. Eintöpfe, Currys, Pasta-Saucen, Suppen oder Aufläufe.

Und machen Sie sich keinen Kopf, wenn nicht immer alles so läuft wie geplant. Auch kleine Veränderungen des Lebensstils sind bereits wertvoll.

Nach der Geburt

Epigenetische Veränderungen passieren lebenslang. Aber auch Lebensstil und Umwelteinflüsse während des ganzen Lebens spielen bei Krankheitsrisiken eine Rolle. Als Eltern können Sie gute Gewohnheiten früh vermitteln und Ihre Kinder zu einem gesunden Lebensstil motivieren:

  • Behalten Sie die guten Gewohnheiten, und offerieren Sie Ihren Kindern von klein auf vielfältige gesunde Nahrungsmittel.
  • Später planen Sie gemeinsame Kochabende ein. Vielleicht können Sie Ihre eigenen Tomaten pflanzen und Kräuter ziehen.
  • Sportliche Aktivitäten als Familie machen grossen Spass.

Quellen:

  • Center on the developing child, Harvard University. “Epigenetics and Child Development: How Children’s Experiences Affect Their Genes”. developingchild.harvard.edu. Web. 14 Juli 2021
  • Center on the developing child, Harvard University. “In Brief: The Foundations of Lifelong Health”. developingchild.harvard.edu. Web. 14 Juli 2021
  • Fleming TP, Watkins A, Velazquez MA et al «Origins of lifetime health around the time of conception: causes and consequences» Lancet. 2018 May 5; 391(10132): 1842–1852
  • Danielewicz H, Myszczyszyn G, Dębińska A et al «Diet in pregnancy—more than food» Eur J Pediatr. 2017; 176(12): 1573–1579
  • Banik A, Kandilya D, Ramya S et al «Maternal Factors that Induce Epigenetic Changes Contribute to Neurological Disorders in Offspring» Genes (Basel). 2017 Jun; 8(6): 150
  • Bundesministeriums für Bildung und Forschung. “Epigenetik: Essgewohnheiten schlagen sich im Erbgut nieder”. gesundheitsforschung-bmbf.de. Web. 14 Juli 2021
  • Tiffon C «The Impact of Nutrition and Environmental Epigenetics on Human Health and Disease» Int J Mol Sci. 2018 Nov; 19(11): 3425
  • Jönsson J, Renault KM, García-Calzón S et al «Lifestyle Intervention in Pregnant Women With Obesity Impacts Cord Blood DNA Methylation, Which Associates With Body Composition in the Offspring» Diabetes 2021 Apr; 70(4): 854-866