Im Interview über das repetitive Testen im Rahmen von TOGETHER WE TEST spricht Prof. Dr. med. Lorenz Risch, Geschäftsführer Labor Dr. Risch, über die Vorteile gepoolter PCR-Speicheltests, über unbestimmte Testergebnisse, dezentrales Poolen und die neuen Labor-Lastwagen, mit denen Proben in grosser Menge analysiert werden können.

Herr Risch, das Labor Dr. Risch ist eines der Partnerunternehmen von TOGETHER WE TEST. Wie ist es zur Zusammenarbeit mit allen involvierten Dienstleistern gekommen?

Der Bund hat das gezielte und repetitive Testen der Bevölkerung aufgrund der positiven Erfahrungen mit Massentests im Kanton Graubünden in seine Teststrategie aufgenommen. Aus diesem Grund hat Hirslanden die Online-Plattform TOGETHER WE TEST aufgesetzt. Dabei beteiligt waren auch Akteure aus dem Bündner Projekt. Verschiedene Partnerunternehmen haben schnell zusammengefunden und es ist unglaublich, was durch den Schulterschluss in kürzester Zeit bewerkstelligt werden konnte.

Bei den repetitiven Testungen in Unternehmen und Schulen werden gepoolte PCR-Speicheltests gemacht. Was sind die Vorteile dieser Tests?

Durch das Mischen von maximal 10 Speichelproben in einen Pool werden die Labors entlastet und es wird weniger Testmaterial zur Erhebung der Resultate benötigt. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Pooltests empfindlicher und zuverlässiger sind als beispielsweise Antigen-Schnelltests. Empfindlicher bedeutet, dass auch asymptomatische Personen entdeckt werden, die eine niedrige Virenlast tragen. Hinzu kommt, dass die Speichelabgabe für viele Menschen angenehmer ist als der Nasen-Rachen-Abstrich. Zudem kann man die Probenentnahme für den Test bequem zu Hause, im Betrieb oder in der Schule machen. Es braucht keine Fachperson dafür.

Ab und zu kommt es zu unbestimmten Testergebnissen. Was ist das genau?

Das sind Testresultate, die nicht klar positiv oder negativ sind. Das kann beispielsweise daran liegen, dass die Proben Substanzen enthalten, die die Messreaktionen stören. Unbestimmte Testergebnisse sind jedoch selten. Ihr Anteil beträgt weniger als ein Prozent.

Wie gehen Sie im Fall eines unbestimmten Ergebnisses vor?

Wir machen mit dem gleichen Material weiterführende Tests. Ziel ist es, mit gesonderten Methoden oder alternativer Bearbeitung der Proben herauszufinden, ob sie nun negativ oder positiv sind. Das bringt mehr Aufwand mit sich und führt in der Folge dazu, dass es 6 bis 8 Stunden länger dauert, bis das Resultat vorliegt. Am Schluss liegt aber immer ein eindeutiges Resultat vor.

Weshalb sind positive Pools positiv?

Positive Pools bedeuten, dass mindestens eine poolteilnehmende Person infiziert ist, auch wenn sie keine Symptome hat. Indem man infizierte Leute frühzeitig erfasst, kann vermieden werden, dass sie ihr Umfeld anstecken. Das hilft enorm, um Infektionsketten zu unterbrechen.

Warum sollten wir versuchen dezentral zu poolen? Was heisst das überhaupt?

Das heisst, dass man die Einzelproben der Poolteilnehmenden vor Ort mischt. Wenn also beispielsweise eine ganze Klasse ihre PCR-Speicheltests abgibt und die Lehrperson die Proben zusammenschüttet und ins Labor schickt. Das ist einfach durchführbar und viel schneller, als wenn das jemand im Labor machen würde. Und der Faktor Zeit ist bei der Bekämpfung der Pandemie zentral.

Ist das Labor Dr. Risch auf den möglichen Testansturm vorbereitet?

Ja. Wir konnten mit dem Pilotprojekt im Kanton Graubünden bereits viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit unseren fest installierten Labors sind wir gut aufgestellt. Darüber hinaus haben wir im Moment drei speziell eingerichtete Labor-Lastwagen im Einsatz, mit denen wir Proben in grosser Menge analysieren können. Die sogenannten Lab-Trucks sind mobile, komplett ausgestattete Hightech-Labore, die von der Firma Procomcure Biotech konstruiert wurden. Infrastruktur und IT sind so ausgelegt, dass wir damit die Kapazitäten kontinuierlich erhöhen können – so etwas geschieht ja nicht von null auf hundert. Unsere jetzige Infrastruktur erlaubt es uns, bis zu 50’000 Poolproben pro Tag zu analysieren. Das entspricht Proben von 250’000 bis 500’000 Menschen.

Haben Sie noch Kapazitäten für Labortest, die nichts mit Covid-19 zu tun haben?

Absolut. Unser bestehendes Volumen und unsere bestehenden Dienstleistungen werden nicht beeinträchtigt. Für die Covid-Testungen haben wir einen separaten Geschäftszweig geschaffen und trennen dies komplett von unseren restlichen Aktivitäten – auch räumlich. Das war eine Schlüsselmassnahme, um die Kapazitäten in diesem Masse erhöhen zu können. Noch wichtiger als das ist jedoch der Einsatz unserer Mitarbeitenden. Alle im Team sind äusserst motiviert und zeigen einen unglaublichen Einsatz. Wir stemmen diese Herkulesaufgabe gemeinsam, um so schnell wie möglich wieder in einen normalen Alltag zurückzukehren. Dafür bin ich äusserst dankbar.

 

Analyse von Massentests in Labor-Lastwagen

In drei speziell eingerichteten Labor-Lastwagen analysiert das Labor Dr. Risch Covid-19-Poolproben in grosser Menge. Die sogenannten Lab-Trucks sind mobile, komplett ausgestattete Hightech-Labore und werden in den Kantonen Zürich und Bern im Rahmen von TOGETHER WE TEST eingesetzt.

Die neuen Lab-Trucks kommen vornehmlich für die Analyse von Poolproben aus Massentestungen in Schulen oder Unternehmen zum Einsatz. Indem die mobilen Labore in den jeweiligen Kantonen aus logistischer Sicht klug platziert werden, beschleunigt sich der ganze Prozess von der Abgabe der Probe bis zum Testresultat. Die Poolteilnehmenden erhalten möglichst schnell ein Resultat und damit eine gewisse Sicherheit. Gerade im Fall von Covid-19 ist der Faktor Zeit zentral: Werden asymptomatische Personen erkannt, können Infektionsketten frühzeitig unterbrochen werden.

In jedem Truck arbeiten mindestens acht Personen im Zwei-Schicht-Betrieb. Die Laborcrew besteht aus biomedizinischen Analytikerinnen und Analytikern, akademisch ausgebildeten Mitarbeitenden und aus Personen mit Laborerfahrung.

Das IT-System der Trucks ist komplett autark aufgebaut und an die Gegebenheiten und Bedürfnisse der Kantone angepasst. Entstanden sind sie aus einer Kooperation von Labor Dr. Risch und Procomcure Biotech. Durch diese Zusammenarbeit wurde es möglich, in sehr kurzer Zeit zusätzliche massgebliche Testkapazitäten zugunsten von TOGETHER WE TEST zur Verfügung zu stellen.