Die Liste der Traumberufe bei Kindern ist seit Jahrzehnten gleich: Jungs wollen Polizist, Feuerwehrmann oder Fussballspieler werden; Mädchen Tierärztin, Lehrerin oder Prinzessin. Vali Zendeli aus der Zürcher Klinik Im Park hatte einen ganz anderen Traum, der zunächst unerreichbar schien.

Den Traumberuf finden

Wissen Sie noch, wann Sie sich für Ihren Beruf entschieden haben? Vali Zendeli, Leiterin der Bettenstation der Orthopädie und Viszeralchirurgie in der Klinik Im Park, erinnert sich noch genau daran. Damals war sie elf Jahre alt. Ihre Mutter lag wegen einer Blinddarmentzündung im Spital. «Ich weiss noch, wie im Spital die Bilder der Ärzte und Pflegenden an der Wand hingen und ich davorstand. Ich habe die Leute in Weiss richtig angehimmelt.» Alle seien freundlich gewesen. «Aber ich habe nur gedacht: Als Kind mit Migrationshintergrund kommst du da eh nie hin», erinnert sich die heute 34-Jährige.

Kein leichter Weg

Der Spitalbesuch war für Vali Zendeli ein Schlüsselmoment in ihrem Leben. Dabei waren Krankenhäuser bis dahin für sie ein Albtraum. Mit fünf war das Mädchen wegen Gelbsucht eingeliefert worden. «Ich lag mit zwei erwachsenen Frauen im Zimmer und durfte meine Eltern nur durch eine Scheibe sehen.» Damals lebte die Familie noch in Nord-Mazedonien. Kein Wort habe sie verstanden. Ärzte und Pflegende sprachen mit ihr mazedonisch, sie selbst sprach nur albanisch. Nie hätte sie gedacht, dass sie später einmal selbst in einem Spital arbeiten würde.

Vier Jahre später wanderte die Familie in die Schweiz aus. «Das war nicht so schön», erinnert sich Vali Zendeli. Der Vater, der bis dahin nur in den Ferien zu Besuch zu Hause war, arbeitete in der Schweiz als Saisonarbeiter. «In den ersten Jahren gab es viele Tränen. Bei uns war ja damals kein Krieg. Wir lebten in einem kleinen Dorf mit den Grosseltern, Tanten und Onkeln nebenan.» 52 Kinder gingen in ihre Klasse – entsprechend gross war der Freundeskreis.

Das war 1995. Bis heute ist Nord-Mazedonien aufgrund seiner wirtschaftlichen Schwierigkeiten ein Auswanderungsland. Die erste Zeit in der Schweiz war hart. Die Eltern konnten ihre Tochter beim Deutschlernen nicht unterstützen. Dass es ab der Sekundarstufe aufwärtsging, verdankt Vali Zendeli der Integrationsschule, welche die Kinder mit Nachhilfe und zusätzlichen Deutschlektionen unterstützte. Nie hätte die 14-Jährige gedacht, dass sie die Eignungsprüfung für das DN I zur Pflegefachfrau schaffen würde. Als sie die Zusage in den Händen hielt, habe sie sich riesig gefreut – obwohl einige ihrer Bekannten durchgefallen waren.

Der Schritt in die Unabhängigkeit

Wegen der Schichtdienste und der schlechten Zugverbindungen nach Zürich zog das Mädchen mit 17 Jahren aus und nahm ihr Leben selbst in die Hand. Sie machte das Diplomniveau 1 mit Schwerpunkt Gerontologie und anschliessend das letzte Studienjahr zur Diplomierten Pflegefachfrau HF. Im Jahr 2009 kam sie in die Hirslanden Klinik Im Park. Nach zwei Jahren wechselte sie in die Klinik Hirslanden, wo sie als Berufsbildnerin auch Studierende und Lernende betreute. Als ihr eine stellvertretende Leitung angeboten wurde, wechselte sie wieder zur Klinik Im Park. Nur wenige Monate später konnte sie interimsmässig für sieben Monate die Leitung übernehmen. Als sie den Job dauerhaft angeboten bekam, griff sie zu. Inzwischen leitet Vali Zendeli nun in der Zürcher Klinik zwei Bettenabteilungen.

«Pflegefachfrau schien für mich kein Job, den man als Ausländerin erreichen kann, aber mich haben von Anfang an viele Leute unterstützt, dass ich vorankomme.» Heute will die 34-Jährige ihre Erfahrungen weitergeben und selbst Lernende und Mitarbeiter motivieren, wenn sie an sich zweifeln. «Die Anforderungen werden immer höher und dabei vergisst man schnell den Menschen. Dabei ist die Pflege ein Berufsfeld, bei dem man nicht nur Wissen braucht, sondern auch mit dem Herzen dabei sein muss. Das Fachliche könnten die Patienten oft gar nicht beurteilen, aber sie merken, ob jemand mit dem Herzen dabei ist. Das schätzen sie.»

Abschluss: Master in Health Care Management

Die Frage, wie man Mitarbeiter motiviert, beschäftigt die Pflegefachfrau auch nach Dienstschluss. Vali Zendeli absolvierte ihren Master in Health Care Management im Jahr 2019. In ihrer Masterarbeit ging es darum, wie man Pflegefachkräfte länger im Beruf halten kann. Neben einer guten Bezahlung und stabilen Schichtplänen zählen vor allem Wertschätzung und ein gutes Klima.

«Ich habe super Teams», schwärmt die Zürcherin. Sie seien zu 100 Prozent zuverlässig und jederzeit bereit, Neues auszuprobieren. Dafür springt Vali Zendeli immer wieder in Spätschichten und an Wochenenden ein. «Eigentlich habe ich zwar andere Aufgaben, aber von den Mitarbeitenden wird erwartet, dass sie flexibel sind, und diese Flexibilität soll eine Leitung auch vorleben. Ausserdem ist für mich die Mitarbeit in der Pflege wichtig, um neue Prozesse zu erleben und meine Teams besser zu verstehen. Die Mitarbeitenden schätzen dies sehr», sagt Vali Zendeli.

«Ich mache meinen Beruf von Herzen gerne und voller Stolz.» Das entschädigt sie für vieles und soll auch anderen Mut machen. «Ich hatte auch nichts, als ich in die Schweiz kam, aber man kann alles schaffen, wenn man nur will und das Glück hat, Leute zu treffen, die an einen glauben und einen unterstützen.»

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