Etwa 2-3% der Schweizer sind davon betroffen: Schuppenflechte oder Psoriasis. Was sich oberflächlich als entzündliche, schuppende Stellen auf der Haut präsentiert, ist die Folge einer Reihe von entzündlichen Prozessen im Körperinnern, die nicht lediglich auf der Haut ihre Spuren hinterlassen. So steigt bei Psoriasis-Patienten das Risiko für rheumatische Gelenkserkrankungen (Psoriasis-Arthritis) und es steigt das Risiko für Herzkreislauf-Komplikationen um einen Faktor von 0,8 (d.h. beinahe eine Verdoppelung). Es lohnt sich daher, die Krankheit in ihrer Gesamtheit zu betrachten und eine begleitende Ernährungs- und Lebensstil-Umstellung vorzunehmen, welche wir Ihnen hier vorstellen.
Psoriasis: Entzündung im Körper und was sie auslöst
Psoriasis ist eine chronische entzündliche Krankheit, die durch erhöhte Stellen aus schuppigen, entzündlichen Zellen an der Hautoberfläche sichtbar wird. Chronisch bedeutet, dass diese Entzündung lebenslänglich anhält, an- und abklingt. Sie bedingt somit eine nachhaltige Anpassung des Lebensstils, um den Entzündungszustand unter Kontrolle zu halten und die Lebensqualität nachhaltig zu steigern.
Psoriasis kann in jedem Alter ausbrechen und ist mitunter erblich bedingt. Was die Krankheit zum Ausbruch bringt, ist bis heute nicht eindeutig erforscht. Folgende Faktoren werden mit dem Ausbrechen von Psoriasis in Verbindung gebracht:
- Hormonelle Veränderungen
- Hautverletzungen / Sonnenbrand
- Streptokokken-Infektionen
- Gewisse Medikamente
- Rauchen
- Stress
Auch wenn Sie bereits unter Psoriasis leiden, sollten Sie diese oben erwähnten Faktoren weiter im Auge behalten. Sie können nämlich die Wirksamkeit Ihrer medikamentösen Therapie reduzieren.
Ein Blick unter die Haut: Fettgewebe spielt eine besondere Rolle
Hilfreich ist es, wenn man die Krankheit in ihrer Gesamtheit erfasst, anstatt sie auf die sichtbaren Stellen der Haut zu reduzieren. Denn nur dann kann es gelingen, die Erkrankung ganzheitlich zu therapieren. Von den entzündlichen Prozessen im Körper werden nämlich längst nicht alle für das Auge sichtbar. Eine besonders ungünstige Rolle im Krankheitsverlauf spielt dabei das Übergewicht. Es wirkt sich negativ auf die Häufigkeit und den Schweregrad der Psoriasis-Ausbrüche aus. Übergewicht und Psoriasis erhöhen dabei beide Ihr Risiko für weitere Folgekrankheiten und intensivieren die Ausbrüche.
Doch wie hängen Übergewicht, Psoriasis und Herzkreislaufrisiken zusammen? Ein höherer Fettanteil im Körper fördert die Psoriasis-Schübe, bei welchen entzündungssteigernde Stoffe frei werden. Diese können wiederum Folgeerkrankungen auslösen. Folgeerkrankungen können sein:
- metabolisches Syndrom (Kombination aus Übergewicht, Insulinresistenz und Bluthochdruck)
- steigende Insulinresistenz, was schliesslich zu Diabetes führen kann
- erhöhte Blutfettwerte und in deren Folge Herzkreislauf-Krankheiten, die bei Psoriasis-Patienten fast doppelt so häufig auftreten
Dieser entzündungsbegünstigende Kreislauf von Übergewicht (besonders dem Bauchfett) und Psoriasis lässt sich auch bei Psoriasis-Arthritis-Patienten feststellen. Daher sollten alle Psoriasis-Patienten unbedingt auf ihr Gewicht achten und mit mehr Bewegung und bewusster Ernährung Entzündungen und Herzkreislaufbeschwerden vorbeugen.
Gleich mehrere Studien sowie auch die WHO kommen zum selben Schluss: Nämlich, dass die Regulierung des Körpergewichts als zentrale Massnahme für Psoriasis-Betroffene anzusehen ist. Eine Normalisierung des Körpergewichts kann die Länge und Stärke der Psoriasis-Schübe reduzieren und in der Folge das Freiwerden entzündungsfördernder Substanzen eindämmen. Ebenso schützt ein gesundes Körpergewicht Ihr Herz-Kreislaufsystem und minimiert das Diabetes-Risiko. Das sind gleich drei gute Gründe, mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung zu Ihrer Priorität zu machen! Wie Sie das konkret angehen können, beschreiben wir im folgenden Abschnitt.
Wie können Sie selbst Ihre Psoriasis-Therapie optimal unterstützen?
Werden Sie selber aktiv und minimieren das Risiko für Folgeerkrankungen
Das bedeutet für Sie: gesundes Körpergewicht erreichen oder aufrechterhalten durch optimierte Ernährung und mehr Bewegung. Ebenso sollten Sie die Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Arzt wahrnehmen.
Gewicht regulieren
Bei Ihrer Ernährung sollten Sie raffinierte Kohlenhydrate (Beilagen aus hellem Mehl und Süssigkeiten) reduzieren und durch Gemüse und Vollkornalternativen ersetzen. Zuckerhaltige Getränke und Süssigkeiten sollten Sie möglichst ganz weglassen. Ihr Teller sollte künftig wie folgt aufgeteilt sein:
Bauen Sie auch mehr Bewegung in Ihren Alltag ein. 10’000 Schritte pro Tag sollten es sein, gemessen mit einer App oder einem Schrittzähler. Dazu mindestens einmal pro Woche während 45 Minuten eine Bewegungseinheit, bei der Sie ausser Atem kommen (zum Beispiel: zügiges Schwimmen, Radfahren, Joggen/Walking, bergauf Wandern, Tennis etc.). Sobald Sie das schaffen, sollten Sie versuchen, die sportliche Aktivität noch auszubauen, indem Sie wöchentlich zum Beispiel 105 Minuten joggen oder 180 Minuten schwimmen oder Tennis spielen. Aber wie gesagt: Jede Art von Bewegung trägt bereits der Stärkung Ihres Herzens bei. Nur Nichtstun ist ein unnötiges Risiko für Sie.
Vorsorgeuntersuchungen vereinbaren
Diese sollten auch die Überprüfung des Stoffwechsels und des Herzkreissystems miteinschliessen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie diese Risiken im Auge behalten können, um frühzeitig und proaktiv auf deren Ankündigung eingehen zu können.
Einige Vorschläge, die Ihnen den Einstieg in einen gesünderen Lebensstil mit Psoriasis ermöglichen, finden Sie im Kasten am Ende dieses Artikels.
Ergänzen Sie Ihre gesunde Ernährung mit entzündungshemmenden Komponenten
- Bunter Mix aus Früchten und Gemüsen: Antioxidantien aller Sorten – je nach Farbe; bunt gemischt ist optimal!
- Vollkornzutaten: Vollkorn-Flocken, -brote und -beilagen (Reis, Pasta, Quinoa) sowie Hülsenfrüchte
- Gesunde pflanzliche Fette: Omega-3 aus Nüssen, Chia- und Leinsamen, Oliven- und Leinöl
- Fetter Fisch: Omega-3 hochdosiert und gut verwertbar aus fettem Fisch
- Gewürze mit entzündungshemmender Wirkung wie Ingwer, Kurkuma und Nelke
- Probiotika aus Joghurt und Kefir sind perfekt!
Omega 3 (vor allem gut aufzunehmen aus fettigem Fisch wie Lachs, Makrele, Forelle oder Hering), Antioxidantien (hochdosiert in frischem oder tiefgekühltem grünem Gemüse und Beerenobst zu finden) und Probiotika (u.a. in fermentierten Speisen wie Joghurt) helfen nachweislich bei der Bekämpfung von entzündlichen Prozessen. Auch gewisse Gewürze wie Ingwer, Nelke, Kurkuma (Gelbwurz) wirken entzündungshemmend und sollten täglich in den Speiseplan eingebaut oder als Tee (Ingwer und Nelke) auf den Tisch kommen. Omega-3-reicher Fisch ist 2-3 Mal pro Woche ideal für Sie.
Wir haben für Sie einige besonders geeignete Rezepte zum Download am Ende dieses Artikels zusammengestellt, mit dessen Hilfe Sie schon einmal mit einer idealen Ernährung bei Psoriasis experimentieren können.
Halten Sie Stress in Schach
Stress verstärkt Psoriasis-Schübe und begünstigt die Entwicklung von Folgeerkrankungen (Herzkreislauf, Diabetes). Entwickeln Sie ein Bewusstsein für Ihren Stresslevel und finden Sie Wege, dem Stress entgegenzuwirken. Für einige wirkt schon ein zügiger 20-minütiger Spaziergang oder eine Joggingrunde Wunder, idealerweise alleine und natürlich ohne Handy. Andere bevorzugen Alternativen wie Yoga, Meditationsübungen oder asiatische Kampfsportarten. Probieren Sie unterschiedliche Varianten und geben Sie Ihrem mentalen Wohlbefinden die Wichtigkeit, die ihm gebührt. Es lohnt sich!
Sehen Sie von radikalen Ernährungsweisen ab
Aktuell gibt es keine Evidenz, dass bestimmte strikte Diäten Psoriasis heilen können. Auch für die häufig in Foren anzutreffende Theorie, dass eine glutenfreie Ernährung (ohne Vorliegen einer Glutenintoleranz oder gar -allergie) empfehlenswert sei, fehlt noch ausreichend wissenschaftliche Evidenz. Bei einer suboptimalen Umsetzung, z.B. durch eine Substituierung mit raffinierten Ersatzprodukten, kann sich sogar eine Verschlechterung der Symptome einstellen. Durch die Befolgung einer konstanten gesunden Ernährungsweise wie oben beschrieben hingegen, ergänzt durch entzündungshemmende Lebensmittel, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Verbesserung erreicht werden. Durch die gesunde Ernährungsumstellung werden Sie automatisch weniger bis keine der nachweislichen Entzündungs-Trigger aus der Galerie unten zu sich nehmen.
- Frittierte und stark verarbeitete Lebensmittel: Transfette beschleunigen Entzündungen und schädigen das Herz.
- Salz: Zu viel Salz ist schlecht wegen bluthochdruckfördernder Wirkung.
- Raffinierte Kohlenhydrate, vor allem Zucker, aber auch weisses Mehl und Brot
- Alkohol und süsse Getränke: Alkohol ist ein Psoriasis-Trigger und süsse Getränke beinhalten zu viel Zucker.
- Rotes und verarbeitetes Fleisch: Das Fett im Schweine-, Rind- und Lammsteak fördert Entzündungen. Verarbeitetes Fleisch wie Schinken, Speck oder Würste haben dieselbe Auswirkung.
Hilfsmittel für Ihre Lebensumstellung bei Psoriasis
Unterstützung bei Ernährungs- und Bewegungsumstellung finden Sie in den Hirslanden Checkup-Zentren oder bei Hirslanden ErnährungsberaterInnen in Ihrer Nähe. |
Autorin: Ana Pereira, Ernährungswissenschaftlerin
Quellen:
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