Regelmässiges saures Aufstossen, Reflux oder auch Sodbrennen genannt, ist weit verbreitet und gegen 10% nehmen Medikamente dagegen ein. Viele sind ohne ärztliche Verordnung zu erlangen. Dabei kann diese Selbsttherapie langfristig ernsthafte Folgen haben. Tipps und Hilfsmittel, wie Sie dabei nachhaltig vorgehen können, finden Sie in diesem Artikel von Ernährungswissenschaftlerin Ana Pereira.

Reflux, saures Aufstossen oder Sodbrennen sind Bezeichnungen für das gleiche Problem: Magensäure fliesst in die Speiseröhre oder sogar bis in den Rachen- und Mundraum und verursacht diese Symptome. 10-20% der Bevölkerung leiden ein bis zwei Mal in der Woche unter Refluxbeschwerden. Ursache dafür ist ein defekter Schliessmechanismus, der normalerweise den mit Magensäure angereicherten Mageninhalt davon abhält, zurück in die Speiseröhre zu fliessen und da Schaden anzurichten. Anhaltender, regelmässiger Reflux führt dazu, dass die Säure die Speiseröhre verätzt und ein schmerzhaftes, brennendes Gefühl im Brustraum hinterlässt. Regelmässiger Reflux führt zu einem gesteigerten Risiko für Speiseröhrenkrebs und sollte unbedingt behandelt werden.

Auf diese Symptome sollten Sie achten:

  • Brennender Schmerz in der Speiseröhre beim Aufstossen
  • Übelkeit
  • Sauer-bitterer Geschmack im Mundraum
  • Schluckbeschwerden
  • Engegefühl in der Brust
  • Beeinträchtigungen der Stimmbänder (Heiserkeit, entzündeter Rachenraum)

Falls eines oder mehrere der Symptome häufiger auftreten und Sie nachhaltig in Ihrer Lebensqualität dadurch beeinträchtigt sind, sollten Sie Hilfe bei Ihrem Hausarzt suchen. Die anschliessende Anti-Reflux-Therapie basiert auf 3 Säulen, wovon sie die meisten Massnahmen von Säule 1 und 2 sofort umsetzen können.

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Säule 1: Sofortiges Unterbinden der Verätzungen der Speiseröhre

  1. Ihr Arzt wird u.U. magensäure-reduzierende Medikamente verschreiben, um die Verbrennungen der Speiseröhre zu verhindern (Behandlung der Symptome).
  2. Eine Überprüfung Ihrer sonstigen eingenommenen Medikamente ist unbedingt empfehlenswert, denn einige reduzieren ebenfalls die Säureproduktion des Magens oder die Funktionstüchtigkeit des Schliessmuskels. Betroffene Medikamentengruppen sind: Schmerzmittel, Aspirin, nicht-steroidale Antirheumatika, Antibiotika, Psychopharmaka, Herz-Kreislauf-Medikamente, bestimmte Wirkstoffe in der Behandlung von Asthma und bestimmte Anti-Baby-Pillen. Ihr Arzt kann Ihnen da weiterhelfen.

Säule 2: Reduktion des Drucks auf den Schliessmechanismus des Magens:

  1. Schlafen in 15-20 cm mit erhöhter Lage des Oberkörpers reduziert den Druck auf den Schliessmuskel (Bettoberteil hochstellen oder Matratze unterlegen). Auch das Schlafen auf linker Seite hilft einigen Betroffenen, da so der Magenausgang höher liegt als auf der rechten Seite und ein Reflux reduziert wird. Ihre letzte Mahlzeit sollte zudem 3-4 Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden.
  2. Aufteilung der Mahlzeiten auf mehrere kleinere sowie Trennen von Trinken und Essen. So wird der Magen immer nur minimal gefüllt, was den Druck auf den Schliessmuskel reduziert.
  3. Auch eine Reduktion von Übergewicht, insbesondere des Bauchumfangs, reduziert den Druck auf den Magen und tut Ihrer Gesundheit allgemein gut. Zusätzliche Unterstützung bieten Ernährungsberater oder Ernährungsprogramme.

Säule 3: Langfristige Massnahmen zur Reduktion der Magensäure

Bei Reflux ist es sehr wichtig, die Magensäure zu reduzieren, denn langfristig sollten Sie die Säureblocker oder Antazida nicht einnehmen. Sie behindern im Magen nämlich die Absorption von Kalzium (vgl. z. B. Artikel in der Frankfurter Allgemeinen), anderer Mineralien und Vitamine aus der Nahrung, da diese wegen der Säureblockern nicht mehr aufgespaltet werden können. Nebeneffekte einer langwierigen Einnahme oder einer Überdosierung von Säureblockern und Antazida (Alka Selzer und Co.) sind z.B. Osteoporose, Schwächung des Immunsystems, Nierenprobleme.

Langfristig können Sie die Säureproduktion Ihres Magens aber mit einer gezielten Umstellung Ihres Lebensstils unter Kontrolle bekommen: indem Sie Nikotin, Koffein und andere stark säureanregende Zutaten weggelassen. Wir raten Ihnen zu folgenden Anpassungen:

1. Rauchstopp

Nikotin schwächt den Schliessmuskel und reduziert den Speichelfluss, der auf natürliche Weise die Magensäure zu reduzieren vermag.

2. Bevorzugen Sie Mahlzeiten, die reich an Ballaststoffen sind

Studien haben gezeigt, dass Sie als Reflux-Leidender Ihr Wohlbefinden steigern können, wenn täglich Obst und Gemüse, dunkelgrünes Blattgemüse (Spinat, Kohlsorten, Blätter von Krautstiel und Mangold), fein-geschrotetes Vollkornbrot und -Beilagen, Linsen und Bohnen auf Ihrem Speiseplan stehen. Warum? Die Ballaststoffe helfen beim Transport durch den Verdauungstrakt und binden den Mageninhalt effektiv ab. Ausserdem wurde es in Studien mit Reflux-Leidenden in Zusammenhang mit reduzierter Entwicklung von Speiseröhrenkrebs gebracht.

3. Vermeiden Sie Lebensmittel, nach deren Genuss Sie sauer aufstossen müssen

Grundsätzlich sind diese 7 Speisegruppen mit Vorsicht zu geniessen:

  • Fettiges (Pizza, Würste, stark käsehaltige Speisen, Frittiertes, fettige Milchprodukte etc.)
  • Scharfes (Curry, Chili, Knoblauch- und Zwiebelpulver oder scharfen Senf sollten Sie erst auf Verträglichkeit prüfen)
  • Stark Gewürztes (Fertiggerichte, Marinaden, Würste, Chips, Salznüsse etc.)
  • Weizenhaltiges (Sandwiches, Kuchen, Weissbrote etc.)
  • Zuckerhaltiges (Süssgetränke, Süssspeisen)
  • Grössere Mengen an säurehaltigem Obst (Zitrusfrüchte, Kiwi, Ananas, Steinobst wie Nektarine, Pfirsich, Aprikosen, u.U. auch Beeren)
  • Kaffee (je nach Verträglichkeit)

Die Verträglichkeit ist aber für jeden Menschen etwas unterschiedlich, deshalb empfehlen wir Ihnen, ein Ernährungstagebuch zu führen, um auszutesten, welche Lebensmittel bei Ihnen saures Aufstossen verursachen. Dazu empfehlen wir Ihnen das folgende Ernährungstagebuch downzuloaden und es 3-4 Tage lang auszufüllen, unbedingt inkl. Wochenende! Sie werden so sehen, welche Lebensmittel die ungewünschte Reaktion hervorrufen und können diese künftig stark reduzieren oder weglassen.

4. Bewusstes Essen oder «mindful eating»

Gerade in Zeiten hoher nervlicher Anspannung neigt man dazu, zu schnell und zu viel zu essen. Nehmen Sie sich kleinere Teller und bemühen Sie sich, jeden Bissen ca. 25 Mal zu kauen. Die folgenden Challenges haben wir für Sie zusammengestellt. Versuchen Sie jede Challenge eine Woche lang durchzuhalten und langfristig beizubehalten.

Hausmittelchen – echte Helfer und Ammenmärchen

Soforthilfe bei Sodbrennen versprechen diverse Hausmittelchen:

Autorin: Ana Pereira, Ernährungswissenschaftlerin

Quellen:

  • Coleman HG, Murray LJ, Hicks B «Dietary fiber and the risk of precancerous lesions and cancer of the esophagus: a systematic review and meta-analysis.» Nutr Rev. 2013 Jul;71(7):474-82
  • Eherer A. «Management of gastroesophageal reflux disease: lifestyle modification and alternative approaches.» Dig Dis. 2014;32(1-2):149-51
  • Esmaillzadeh A, Keshteli AH, Feizi A et al.«Patterns of diet-related practices and prevalence of gastro-esophageal reflux disease» Neurogastroenterol Motil. 2013 Oct;25(10):831-e638
  • Harvard Health Publishing – Harvard Medical School. «Acid Reflux Treatment.» health.harvard.edu. Web 25 Mai 2018
  • Harvard Health Publishing-Harvard Medical School. «What is GERD or Gastroesophageal reflux disease.» health.harvard.edu. Web 25 Mai 2018
  • Hopper AD. «Improving the diagnosis and management of GORD in adults.» Practitioner. 2015 Apr;259(1781):27-32
  • Kubo A, Block G, Quesenberry CP et al. «Effects of dietary fiber, fats, and meat intakes on the risk of Barrett’s Esophagus» Nutr Cancer. 2009; 61(5): 607–616

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