Hansjörg Brücker steht mitten im Leben, als er an Vorhofflimmern erkrankt. Durch mehrere Katheterablationen konnte er die Erkrankung überwinden.
Mit einer Herzrhythmusstörung hatte Hansjörg Brücker nicht gerechnet, als das Herz in seiner Brust erstmals wie wild zu rasen begann. Speziell mit dem Thema Vorhofflimmern hatte er sich bis dahin noch nie eingehender befasst. Wozu auch? Brücker war ein junger, sportlich aktiver Mann. Doch bald schon lautete die Diagnose: Vorhofflimmern. Das Leben des Leistungssportlers sollte sich auf Jahre grundlegend verändern.
Vorgeschichte: ein rundum vitaler Mann
Hansjörg Brücker wohnt in Baden (AG) und arbeitet als Sicherheitsbeauftragter am Flughafen Zürich. In seiner Freizeit gibt er sich ganz dem Laufsport hin: Fast täglich absolviert er ein anspruchsvolles Pensum, bis zu einundzwanzig Kilometer je Einheit. Brücker trainiert auf Halbmarathondistanzen und nimmt regelmässig an Wettkämpfen teil. Auch für Krafttraining, vornehmlich mit der Langhantel und dem Schlingentrainer, kann er sich begeistern. Entsprechend gut steht es um seine körperliche Konstitution: Er steht mitten im Leben und strotzt vor Energie.
Ende 2000: der Einbruch
Mitten im Lauftraining machen sich plötzlich ungewohnte Beschwerden bemerkbar: ein Stechen in der Brust, dazu ein heftiges Herzrasen. Brücker ist irritiert. «Ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte», meint er Jahre später. «Ich dachte zunächst, dass dieses Herzrasen mit dem Kreislauf zu tun haben könnte.» Der Schmerz geht – und kommt doch wieder. Brücker sucht seinen Hausarzt auf, der mithilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) ein Vorhofflimmern diagnostiziert. Durch Ultraschalluntersuchung und Langzeit-EKG wird der Befund bestätigt: Brücker leidet an einer Herzrhythmusstörung – nicht untypisch für Ausdauersportler, deren Sportlerherz als besonders risikohoch gilt. Doch für Brücker kommt die Diagnose unerwartet.
Die Behandlung wird mit Antiarhythmika aufgenommen: Medikamente, die im Ereignisfall den Herzrhythmus normalisieren sollen. Brücker kann seinen Beruf und auch das Lauftraining weiterhin ausüben, doch die Unsicherheit bleibt: Wann kommt die nächste Welle, wie schnell kann er sie unter Kontrolle bringen?
2004: die Eskalation
Das Vorhofflimmern tritt nicht mehr nur bei hoher körperlicher Belastung auf, sondern auch bei weniger anstrengenden Tätigkeiten. Sogar im Schlaf bekommt Brücker plötzlich Herzrasen. Die Medikamente können nicht verhindern, dass die Abstände zwischen den einzelnen Attacken immer geringer werden.
«Ich wusste nie, wann die nächste Welle kommt. Das war beängstigend», erinnert sich der Sportler. Mit dem sich immer häufiger bemerkbar machenden Vorhofflimmern verstärkt sich die Unsicherheit. Brücker fühlt sich nicht mehr wohl in der Haut und möchte Klarheit schaffen. Er beliest sich, konsultiert Fachärzte: Eine Katheterablation, die eine dauerhafte Genesung verspricht, wird immer wieder diskutiert. Auf diesem Gebiet werden derzeit grosse technische Fortschritte verzeichnet. Aber wäre dieser Eingriff auch für Brücker geeignet? Es ist ein Abwägen zwischen dem medizinisch Möglichen und dem individuell Erhofften.
2007: der erste Eingriff
Brücker entschliesst sich zu einer Katheterablation. Er wird Patient der Hirslanden Klinik Aarau , seine Betreuung obliegt fortan PD Dr. med. Sven Reek, auf Rhythmologie spezialisierter Kardiologe. «Ich hatte von Anfang an grosses Vertrauen in die Ärzte und die medizinische Technik», erinnert sich Brücker. Mit einem guten Gefühl tritt er die Operation an, sein Ziel: Er will unabhängig von der Medikation werden und das Vorhofflimmern endlich überwinden.
Den Eingriff selbst erlebt er nur vage, ein Beruhigungsmittel wurde ihm verabreicht. So kann die Katheterablation schonend durchgeführt werden. Eine Narkose ist bei dem nahezu schmerzfreien Vorgang nicht notwendig. Die über die Leistenvenen eingeführten Katheter werden bis an Brückers Herz geschoben, wo sie jene Gewebeteile veröden, die falsche elektrische Impulse aussenden und das Herz auf diese Weise aus dem Takt bringen.
Brücker erholt sich schnell von der Katheterablation. Er ist weitgehend beschwerdefrei und sieht optimistisch in die Zukunft.
2008: der Rückschlag
Ein Jahr nach dem Eingriff macht sich das Vorhofflimmern wieder bemerkbar. Ein Teil der operativ herbeigeführten Veränderungen am Herzmuskelgewebe wurde offenbar durch körpereigene Regenerationsprozesse wieder rückgängig gemacht: Die falschen Signale werden wieder weitergeleitet, Brückers Herz gerät erneut aus dem Rhythmus.
Noch hält sich sein Optimismus. Immerhin wird bei bis zu 30 Prozent aller Patienten, die eine Katheterablation durchführen lassen, mittelfristig ein zweiter Eingriff notwendig. Insofern ist alles normal. Und noch lassen sich die Rhythmusstörungen mit Medikamenten, die im Bedarfsfall eingenommen werden, eingrenzen.
2009: der zweite Eingriff
Weil die Beschwerden zugenommen haben, entscheidet sich Brücker für eine zweite Katheterablation. Wieder erlebt er den Eingriff dank eines Beruhigungsmittels wie durch einen sanften Nebel. Wieder ist da die Hoffnung, dass das Vorhofflimmern endlich überwunden werden kann.
Brücker ist zunächst zuversichtlich, doch schon bald nach dem Eingriff häufen sich die Rhythmusstörungen. Drei Monate lang scheint sein Herz völlig verrückt zu spielen, immer wieder kommt es zu sporadischem Vorhofflimmern.
Doch dann werden die Abstände zwischen den einzelnen Wellen immer länger, bis die Unregelmässigkeiten schliesslich ganz ausbleiben. Brücker schöpft wieder Hoffnung: Hat er es endlich geschafft?
2011: der zweite Rückschlag
Enttäuschung macht sich breit: Das Vorhofflimmern meldet sich immer deutlicher zurück. Brücker muss wieder Antiarrhythmika für den Ernstfall bereithalten, die Unsicherheit ist wieder da. Die nächste Attacke kann jederzeit kommen, das Vorhofflimmern bleibt völlig unkalkulierbar. «Ich habe mich in dieser Zeit intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, ich sass oft stundenlang vor dem Computer und las alles, was ich recherchieren konnte. Einiges blieb mir als Laien unverständlich, vieles verunsicherte mich auch, aber die meisten Informationen machten mir gleichzeitig Hoffnung. Ich nahm mir vor, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um das Problem endlich in den Griff zu bekommen.»
2013: der dritte Eingriff
Brücker weiss, dass er medizinisch betrachtet ein sehr seltener Sonderfall ist: Bei der grossen Mehrheit der Patienten ist spätestens mit der zweiten Katheterablation die Krankheit behoben. Doch er gibt nicht auf.
Als die Beschwerden zunehmen, unterzieht er sich zum dritten Mal einer Katheterablation. Hoffnung schöpft er aus all den positiven Berichten von anderen Betroffenen, die er recherchiert hat. Er glaubt fest daran, dass auch seine Behandlung zum Schluss eine Erfolgsgeschichte werden kann.
Wie schon bei den Eingriffen zuvor vertraut sich Brücker auch bei der dritten Katheterablation PD Dr. Reek an. Beide haben über die Jahre einen engen Kontakt zueinander aufgebaut, man durchlebt die Behandlung gemeinsam, freut sich über Fortschritte, leidet gemeinsam an Rückschlägen. Wie wird es diesmal ausgehen?
2015: endlich geheilt
Seit der letzten Katheterablation ist Brücker beschwerdefrei. Das Vorhofflimmern hat sich nicht mehr bemerkbar gemacht, eine Medikation ist nicht erforderlich. Regelmässige Kontrolluntersuchungen bestätigen sein Bauchgefühl: Diesmal ist die Herzrhythmusstörung tatsächlich überwunden.
Im Jahr 2015, zwei Jahre nach dem letzten Eingriff, gilt Brücker als geheilt. Er hat es geschafft.
2018: zurück im Leben
In Beruf und Freizeit kann Brücker mit neuer Energie durchstarten. Die Unsicherheit, dass es plötzlich doch zu einer Herzrhythmusstörung kommen könnte, ist verflogen. «Meine grosse Leidenschaft, den Laufsport, kann ich wieder ohne jede Einschränkung ausüben», freut er sich. Sogar die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ist wieder möglich. Brücker hat sein Leben wieder voll im Griff. «Darüber bin ich sehr glücklich und dankbar.»
Hören Sie im Video von Hansjörg Brücker persönlich, wie er seinen Krankheit erlebt hat:
Weitere Informationen:
In folgenden Blogbeiträgen erfahren Sie, wie es Hansjörg Brücker weiter erging und was Facharzt und Physiotherapeut zum Thema sagen:
Weitere Hintergrund- und fachliche Informationen finden Sie unter: www.hirslanden.ch/herzrhythmusstoerungen |
Guten Tag
Ich konnte sehr gut mit Herr Brücker mitfühlen und der Beitrag hat mich sehr interessiert, da ich auch aber erst seit 2016 unter einem Vorhofflimmern litt.
Ist das Herz nach einer PVI wieder voll belastbar? Hatte Herr Brücker nach den Ablationen auch einen höheren Ruhepuls? (Ich vorher 44 nach der Ablation 75, nun 14 Monate danach 61.)
Freundliche Grüsse
Andi Ettlin
Sehr geehrter Herr Ettlin
Besten Dank für Ihr Interesse an diesem Beitrag.
Nach Pulmonalvenenisolation beobachtet man häufig einen Anstieg der Herzfrequenz, welche für Monate bestehen bleiben kann.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüssen
PD Dr. Sven Reek
Habe am 12.01.2023 meine erste Ablation.
Nach 2 Wochen wider Vorhofflimmern, darf ich Flecainid 50 mg weiterhin nehmen.
Lieben Dank
Marica Tomic