Die Eigenbluttherapie wird in der Orthopädie vor allem bei Schäden im Bereich von Sehnen und Gelenken angewendet. Ebenso kann sie entzündete Gelenke beruhigen. Prof. Dr. med. Martin Majewski erklärt uns, was es mit dieser Behandlungsmethode auf sich hat und wo sie angewendet wird.

Die Behandlung von Verschleisserkrankungen wie Arthrose und Überlastungsschäden erhält durch das in allen Medien für Furore sorgende «Vampirlifting» zur Hautverjüngung wieder eine erhebliche Aufmerksamkeit. Die Idee, Verletzungen und Überlastungsschäden mit Hilfe des eigenen Blutes zu therapieren, ist aber nicht neu. Erstmalig wurde der Behandlungsansatz in den 60er Jahren beschrieben.

Seit dieser Zeit haben sich vor allem die sportmedizinisch interessierten Orthopäden dieser Thematik angenommen. Die Behandlung mit Eigenblut findet heute bei unterschiedlichsten Erkrankungen ihre Anwendung. Insbesondere Verletzungen im Bereich der Sehnen und Gelenke stehen im Zentrum der therapeutischen Bemühungen. Auch konnte eine beruhigende Wirkung auf entzündete verschlissene Gelenke nachgewiesen werden, wie dies bei Arthrose der Fall ist.

Um zu verstehen, wie die aufbereitete Eigenbluttherapie wirkt, muss man den Aufbau der Blutzellen, vor allem der Thrombozyten, verstehen.

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Aufbau der Blutzellen

Besondere Beachtung bei der Eigenbluttherapie finden die sogenannten Thrombozyten als spezifische Zellen. Diese werden im Knochenmark gebildet. Auf ihrer Oberfläche und in ihrem Inneren werden weit über 300 unterschiedliche Signalproteine gebildet. Diese Signalproteine bilden die Grundlage der körpereigenen Heilung, Gerinnung und Immunreaktion.

Wird die Blutzelle durch einen äusseren Reiz aktiviert, schütten sie die gespeicherten Signalproteine aus und geben sie ins Blut oder Gewebe ab. Genau diese Eigenschaft macht man sich bei der aufbereiteten Eigenblutbehandlung zu Nutzen.

Ablauf der Eigenbluttherapie

Die Grundidee bei der Eigenblutbehandlung ist, dass beim aufbereiteten Eigenblut die Konzentration der spezifischen Zellen grösser ist, also auch die der gebildeten Signalproteine, die die körpereigene Heilung anregen. Man geht davon aus, dass die spezifischen Zellen mindestens um das Fünffache konzentriert werden müssen, um die erwünschte therapeutische Wirkung zu erzielen.

So wird dem Patienten erst Blut abgenommen. Dieses wird danach aufbereitet und konzentriert. Für diese Aufbereitung gibt es unterschiedliche medizinische Verfahren mit unterschiedlichen Endprodukten. Diese unterscheiden sich in der Konzentration der spezifischen Zellen bis um das Zehnfache. Auch werden die spezifischen Zellen unterschiedlich aktiviert.

Wirkungen der Eigenbluttherapie und Zellwachstum

Es wurde nachgewiesen, dass aufbereitetes Eigenblut das Zellwachstum anregt, die Zellfunktionen verbessert und die Bildung von Gewebe stimuliert. Durch die im aufbereiteten Eigenblut enthaltenen Signalproteine wird zum Beispiel die Gefässneubildung gefördert, was wohl gerade in gering durchbluteten Geweben von grossem Vorteil ist.

In einer Untersuchung konnte gezeigt werden, dass aufbereitetes Eigenblut zur Behandlung von entzündeten Arthrosegelenken die Schmerzen verringerte und die Beweglichkeit verbesserte.

Ein ähnlicher Effekt wurde nach der Injektion von aufbereitetem Eigenblut zur Behandlung von Sehnenverletzungen gefunden.

Ebenfalls fanden Ärzte nach der Behandlung mit aufbereitetem Eigenblut bei ihren Patienten eine deutlich bessere Kraftentfaltung.

Es gibt aber auch Hinweise, dass die Eigenbluttherapie nicht in allen Bereichen sinnvoll ist, zum Beispiel bei Muskelverletzungen. Der ganze Bereich der Eigenbluttherapie wird weiterhin intensiv erforscht.

Zusammenfassung

  • Die Eigenbluttherapie wird durch das «Vampirlifting» (Methode zur Hautverjüngung) wieder bekannt. Erstmalig wurde der Behandlungsansatz in den 60er Jahren beschrieben.
  • Die Behandlung mit Eigenblut findet in der Orthopädie vor allem bei Schäden im Bereich von Sehnen und Gelenken Anwendung.
  • Die Eigenbluttherapie wirkt sich beruhigend auf entzündete Gelenke aus.
  • Je nach Verfahren unterscheiden sich die verschiedenen Eigenblutpräparate wesentlich in der Zusammensetzung, Konzentration und folglich auch in ihrer Anwendung. Um das Potenzial dieser Behandlungsmethode richtig nutzen zu können, ist es unerlässlich, sich tief in dieses Thema einzuarbeiten.
  • Es gibt keine Kochbuchlösung. Jeder Patient muss individuell betrachtet, seine Voraussetzungen beurteilt und seine Erwartungen berücksichtigt werden.

Autor: Prof. Dr. med. Martin Majewski, MBA, Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, ehemaliger Arzt an der Klinik St. Anna in Luzern und der Hirslanden Klinik Meggen

 

Kostenübernahme:

Die Kostenübernahme durch die Versicherung für diese Behandlung variiert je nach individueller Versicherungssituation. Wir empfehlen die Rücksprache mit Ihrem Arzt und der Versicherung.