Da ich bis jetzt eine absolut perfekte Schwangerschaft ohne jegliche Probleme hatte – ausser den überbewerteten Fressattacken, welche ich aber eigentlich sehr begrüsse – werde ich mich in diesem Eintrag der Gefühlswelt während der Schwangerschaft widmen.

Ich bin nun also in der 20-igsten Schwangerschaftswoche angelangt – in der Hälfte, die man sich sein Leben lang als phänomenale Traumdestination vorstellt. Als Vakuum verpackte Schneekugel, mit ganz vielen Nidel-Täfeli drin. Oder gar als Twister-Glace, das Seepferdchenponys verschluckt hat.

Fragen über Fragen

Bin ich richtig? Kann ich die Verantwortung tragen? Haben wir genug Geld? Ist der Moment der richtige? Fragen, die vor allem in der ersten Schwangerschaft im linken Zehennagel jucken. Ich weiss nicht, wie ich beginnen soll. Aber meine Einstellung, meine Gefühle, gar die verflixten Ängste, die es eigentlich gar nicht gibt, sind derart interessant und freudig gewürzt, vielleicht sogar etwas zu euphorisch ­– begleitet von der Freude, ein Wesen ein Leben lang zu begleiten.

Auf der Suche nach sich selbst

Durch meine ganz persönliche Geschichte habe ich eine Sichtweise entwickelt, welche mir selbst viel Sicherheit und Vertrauen mitgegeben hat. Ich wurde als sechs Wochen altes Baby aus Sri Lanka adoptiert. Meine Eltern sind die besten, liebsten, wärmsten Personen, die ich mir vorstellen konnte. Es gibt für mich nur «diese» Eltern, auch wenn sich ein Leben lang die Frage der biologischen Herkunft aufzwängt. Damit jedoch muss man einfach umgehen können. Es gehört zu meinem Schicksal. Unterstützt wird es aber natürlich durch eine offene Kommunikation der Thematik. Ich habe mit 25 Jahren auf eigne Faust meine biologische Mutter gesucht und gefunden. Für einen kurzen Moment ist man der Meinung, einen Entscheid fällen zu müssen. Muss man aber nicht. Im Herzen weiss man instinktiv, wo man hingehört. Das ist bei mir meine Schweizer Familie.

Mit Mut in die Zukunft

Ich bin jung, erst gerade 29 Jahre, noch sehr verspielt im Denken, etwas chaotisch im Handeln und trotzdem weiss ich bei allen Hürden, die auf mein Baby, meinen Partner und mich zukommen, dass wir es irgendwie meistern. Hey, immerhin haben es schon andere gepackt. Was ich eigentlich sagen will: Alle jungen, unerfahrenen Frauen  und Männer da draussen, traut euch, lasst euch nicht verunsichern durch den extrem hohen Druck der Gesellschaft! Wenn ihr liebt und Freude am Leben habt, kann euch nichts im Weg stehen, egal für welchen Weg ihr euch entscheidet.

Werte vermitteln

Auf jeden Fall möchte ich Euch beschreiben, dass es für mich und meine Grundwerte keinen einzigen, nur annähernden Grund geben soll, wieso ein Kind «gut» oder «schlecht» wird. Das sind ja mehrheitlich die Ängste, welche werdende Eltern begleiten. Die Entwicklungspsychologie ist meiner Meinung nach allein und einzig von der eigenen Wertvorstellung beeinflussbar. Egal, wie sehr man mit seiner eigenen Familie biologisch verbunden ist, die ethischen, moralischen Werte, die einem weitergegeben wurden, sind total abgekapselt von jedem noch so ritterlichen Blut. Ich glaube, die blauen Reiter mit Wassily Kandinsky haben gerade deshalb so farbige Gemälde zustande gebracht. Unser Blut pumpt quietschfidel durchs Herz. Das Herz jedoch hat genug Platz um Farben und Facetten zuzulassen.

Leihmamis, Ziehväter, Pflegemütter, biologische Eltern, Stiefmamis, Grosspapis, Adoptiv-Eltern: jegliche Form der Zuwendung wird dann honoriert, wenn Leidenschaft und selbstloses Geben und Nehmen zusammenprallen!

Welche Gedanken und Ängste haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, während der Schwangerschaft beschäftigt und wie sind Sie damit umgegangen?