Die beiden Pflegefachfrauen Lisa Rohner (31) und Alexandra Flory (33) teilen sich die Leitung der Abteilungen G1 (Maternité & Chirurgie) und G0 (Maternité) der Klinik Hirslanden in Zürich. Im Interview berichten sie über ihre Erfahrungen und Herausforderungen, die eine Co-Leitung mit sich bringt.
Wie sind Sie zur Klinik Hirslanden gekommen?
Lisa Rohner: Ich habe meine Ausbildung in der Uniklinik Balgrist abgeschlossen. Dort wollte ich aber nicht bleiben, sondern suchte eine neue Herausforderung. Die Lage am Stadtrand sagte mir aber sehr zu. Ich habe mich dann spontan bei der Klinik Hirslanden beworben und arbeite nun seit über sechs Jahren hier.
Alexandra Flory: Nach meinem Abschluss im Stadtspital Triemli war für mich klar, dass ich in Zürich bleiben und am Stadtrand arbeiten will. Dies um eine gute Anbindung mit dem Auto nach Hause zu haben. Ich habe mir daher die drei Akut-Kliniken im «Hirslanden»-Stadtteil angeschaut und mich für die Klinik Hirslanden entschieden. Die Arbeit dort bot mir im Vergleich zu allen anderen die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten, was mich sehr begeisterte.
Wie sieht Ihr Karriereweg in der Klinik Hirslanden aus?
Lisa Rohner: Im damals neu eröffneten Gartentrakt arbeitete ich zunächst in der Pflege und als Berufsbildnerin auf der Abteilung G1. Als nächsten Karriereschritt übernahm ich die Funktion der Teamleitung beider Abteilungen – dies für 2,5 Jahre. Ende 2012 übernahm die Abteilungsleitung beider Abteilungen in Co-Leitung mit Alexandra Flory, die dann noch im Mutterschaftsurlaub war.
Alexandra Flory: Seit 11 Jahren bin ich nun bei Hirslanden. Ich habe dort unter anderem als Pflegefachfrau und als Berufsbildnerin auf einer anderen Abteilung gearbeitet. Mit der Eröffnung des Gartentraktes übernahm ich die Teamleitung der Abteilung G1, später dann beider Abteilungen. Mit der Übernahme der Leitung beider Abteilungen war ich dann bei meiner jetzigen Funktion angelangt.
Wie kam es zur Co-Leitung?
Alexandra Flory: Ich habe in den letzten 10 Jahren öfters miterlebt wie Abteilungsleiterinnen schwanger wurden und danach die Funktion wegen einem zu tiefen Pensum abgeben mussten. Ich habe mich deshalb schon vor längerer Zeit über Co-Leitungen informiert und auch mit Lisa Rohner darüber gesprochen.
Als ich dann schwanger wurde, entschied ich mich für eine Reduktion des Arbeitspensums auf 50 Prozent, wollte aber meine Funktion nicht wechseln. Ein Co-Leitungs-Projekt in der Abteilungsleitung gab es zu diesem Zeitpunkt im Bereich PFA noch nicht. Meine Idee gemeinsam mit Frau Rohner die Abteilungsleitung zu übernehmen, stiess bei der Pflegedienstleitung und dem Klinikdirektor auf offene Ohren.
Da die Abteilung Maternité zudem sehr viele zusätzliche Projekte betreut, wie die Durchführung von Kursen, der Ein- und Verkauf von Babyartikeln und der pflegetechnische Beschrieb des Wochenbettprozesses, konnte durch das Jobsharing wichtiges Know-how in der Klinik gesichert und Kompetenzen ideal ergänzt werden.
Wie zeigt sich die Co-Leitung im Alltag ?
Lisa Rohner: Die Verantwortlichkeiten haben wir untereinander aufgeteilt, dies jeweils in Hauptverantwortung und Stellvertretung. Dies dem Pensum angepasst und für die Mitarbeiter transparent auf Tabellen festgehalten. Die Anwesende übernimmt jeweils die Vertretung der nicht Anwesenden. Besonders wichtig ist der regelmässige Austausch direkt oder per Mail.
Worin sehen Sie den Vorteil des Modells?
Lisa Rohner: Wir sind durch die Co-Leitung immer als Abteilungsleitung präsent. Unsere Vorgesetzte und unsere Teams haben auch bei Ferienabwesenheiten immer eine Ansprechperson vor Ort.
Wir denken, dass durch das Modell die Work-Life-Balance ausgewogener ist. Denn die Last von schweren Entscheidungen kann besser auf zwei Schultern getragen werden.
Alexandra Flory: Durch den gegenseitigen Austausch und das Treffen von gemeinsamen Entscheidungen gewinnen diese nochmals an Qualität. Wir können Projekte proaktiv vorantreiben und auch an Prozessen und Projekten konstant arbeiten.
Welche Herausforderungen bringt die Co-Leitung mit sich?
Lisa Rohner: Die Weitergabe von Informationen zur Sicherstellung des erforderlichen Informationsstandes ist aufwendig und erfordert Disziplin. Unsere Aufgabenteilung hilft dabei sehr.
Alexandra Flory: Für die Erledigung gewisser Aufgaben hat man durch das Teilzeitpensum auch weniger Zeit. Man muss immer wieder die Balance zwischen übernehmen oder delegieren finden, ohne sich selber oder die Co-Leitung zu überlasten.
Co-Leitung als Erfolgs-Rezept – was sind die nötigen Voraussetzungen?
Lisa Rohner/Alexandra Flory: Wesentlich zum Erfolg unserer Co-Leitung trägt die Tatsache bei, dass wir bereits so lange zusammenarbeiten und die Abläufe so gut kennen. Das Vertrauensverhältnis ist optimal und wir pflegen ein wertschätzendes und loyales Miteinander. Wir schätzen und kennen unsere Stärken und wissen genauso gut mit den Schwächen des anderen umzugehen.
Wir sehen es als Voraussetzung, dass die Personen bereits gemeinsame Arbeitserfahrung sammeln konnten. Die Abläufe müssen beiden bekannt sein – im Besonderen demjenigen, der im Teilzeitarbeitsverhältnis angestellt ist. Loyalität und Rückendeckung dem anderen gegenüber ist Voraussetzung.