Wenn das zweite Kind kommt, besteht für Eltern das Risiko, dass sie das Neugeborene zu fest hätscheln und dabei das ältere Kind vernachlässigen. Die Reaktionen des Erstgeborenen können in dieser Situation sehr unterschiedlich sein.

Es ist für Kinder nicht nur schön, Geschwister zu bekommen. Vor allem, solange diese noch klein und in ihren Augen «spieluntauglich» sind. Gerade in den ersten Monaten, in denen sich die Aufmerksamkeit der Eltern besonders auf das Neugeborene richtet, werden die gerade vom Thron Gestossenen eifersüchtig auf den neuen Konkurrenten oder die neue Konkurrentin reagieren. Wie die die Reaktionen ausfallen können, zeigen die Aussagen von zwei Buben, die beide jüngere Geschwister haben:

  • «Babys sehen sehr niedlich aus, sie sind aber manchmal nervig.»
  • «Sie weinen sehr häufig und laut. Das finde ich nervig.»
  • «Sie sehen lustig aus, wenn sie lachen.»
  • «Ich beneide sie, wenn sie gemütlich im Wagen liegen.»
  • «Müsste ich Babysitten, dann fände ich es blöd, wenn sie in die Windeln machen würden.»
  • «Sie wollen immer den Schnuller im Mund haben, egal wo sie sind.»
  • «Mit ihnen zu spielen macht Spass, solange sie nicht weinen.»
  • «Insgesamt finde ich Babys eher nervig als lustig.»

Einer von den beiden Buben ist gar das mittlere von drei Kindern. Er wurde also vor einiger Zeit selbst von seinem grossen Bruder beneidet, als er noch im Kinderwagen lag. Aber daran kann er sich bestimmt nicht mehr erinnern. Jetzt ist seine kleine Schwester da und er ist derjenige, der die neue Konkurrentin beneidet.

Reaktionen sind normal

Obwohl es vorkommen kann, dass die älteren Geschwister zum Neuankömmling fies sind, ist die Eifersucht nicht immer direkt gegen das kleine Baby gerichtet. Je nach Charakter reagieren die älteren Kinder eher extra- oder introvertiert. Das ist normal und kein Anlass zur Sorge. Im Gegenteil, es wäre ungewöhnlich, wenn sie nicht reagieren würden.

Als Eltern sollten Sie darauf reagieren und sich genügend Zeit für das ältere Kind nehmen. Wenn zum Beispiel Besuch da ist und die Aufmerksamkeit beim Baby liegt, können Sie das ältere Geschwister in den Mittelpunkt stellen und es loben.

Kampf um Aufmerksamkeit

Je älter das neue Geschwisterchen dann wird, desto mehr vergleichen die älteren Kinder, wie sie im Vergleich zum Baby behandelt werden. Warum wird das Baby immer getragen und ich nicht? Warum wird es nicht zurechtgewiesen, wenn es etwas auf den Boden wirft, ich aber schon?

Vielleicht schimpft das ältere Kind auch mal mit dem Baby. Erwarten Sie in solchen Situationen nicht, dass es versteht, dass das Baby noch klein ist und dieses und jenes noch nicht kann. Sehen Sie es vielmehr so, dass das ältere Kind sein kleines Geschwisterchen ernst nimmt und entsprechend reagiert. Dadurch drückt es auch aus, dass es mehr Aufmerksamkeit erhalten möchte.

Es liegt an Ihnen, hier einen Ausgleich zu schaffen. Gleichzeitig ist klar, dass sich die zur Verfügung stehende Zeit nicht mit der Anzahl Kinder erhöht. Im Gegenteil! Doch gerade Sie als Vater können sich in solchen Situationen vermehrt dem älteren Kind zuwenden, zum Beispiel wenn die Mutter das Baby stillt.